Kelheim ist neben Tirschenreuth die einzige Kreisstadt Bayerns ohne eigenen Bahnhof. Seit der Schließung des Bahnhofes Kelheim im Jahr 1988 sind die Kelheimer auf den Bahnhof im benachbarten Saal/Do. angewiesen. Um die Mobilitätswende zu schaffen, kommt den öffentlichen Verkehrsmitteln eine neue Bedeutung zu. Es braucht eine engere Verzahnung aller Verkehrsmittel, um ein attraktives Angebot zu schaffen. Für die Ein- und Auspendler (also Menschen, die in Kelheim arbeiten oder zum Arbeiten an andere Orte fahren) sowie Gäste Kelheims ist eine Anbindung an das Bahnnetz ein wichtiger Verkehrsweg. Eine Seilbahn als Verbindung zwischen Kelheim und dem Saaler Bahnhof wäre ein kontinuierlich nutzbarer, verlässlicher Baustein im öffentlichen Nahverkehr.
ÖPNV in Kelheim
Informationen zum IST-Stand beim ÖPNV sowie der Anbindung an einen Bahnhof
Warum braucht es überhaupt eine Anbindung an den Bahnhof von Saal?
Könnte eine Buslinie nicht leichter und flexibler eingerichtet werden?
Ja, das könnte sie unter idealen Bedingungen. Eine Buslinie mit einem attraktiven Takt (also der Frequenz der Abfahrtszeiten) hat einen hohen Personalaufwand, der für Busunternehmen schon heute aufgrund des Fachkräftemangels schwierig zu erfüllen ist. Speziell in Kelheim gibt es eine weitere Herausforderung: die extrem überlasteten Ost-West-Verbindungen in der Stadt setzen jede zusätzliche Buslinie einer Staugefahr aus. Aus dieser Situation entstand die Idee, eine von Straßen unabhängige Verbindung zu schaffen. Und dazu zählt eine Seilbahn als kostengünstige Alternative zu Trambahnen, o. ä.
Stadtplaner Frieder Kremer hat in seinem Buch "Innovation Seilbahn", das 2015 im Verlag der TU Berlin erschienen ist, Bau- und Betriebskosten von Seilbahnen betrachtet und mit anderen Verkehrsträgern verglichen. Demnach liegt (Zahlen von 2015!) der Bau einer Einseilumlaufbahn mit 3,5-5,2 Mio. Euro pro Kilometer deutlich unter denen von Straßenbahnen (11-22 Mio. Euro) oder U-Bahnen (45-133 Mio. Euro). Lediglich die Einrichtung einer Buslinie auf bereits bestehenden Straßen käme in der Einrichtung günstiger.
Ein deutlich anderes Bild ergibt sich nach Kremers Beschreibung beim Betrieb: "Da Seilbahnen einen hohen Grad an automatisierten Betrieb ermöglichen, fallen diese {Betriebskosten} deutlich geringer aus als bei personengeführten Verkehsmitteln. Zudem kann dadurch eine lange Betriebszeit bei gleichzeitig sicherem Betrieb angeboten werden."
Die Grafik veranschaulicht die heutigen Verkehrszahlen in Kelheim und zeigt deutlich die Stau- und damit die Verspätungsgefahr für Buslinien. Besonders eindrucksvoll erscheinen die Zahlen, wenn man den innerstädtischen Verkehr mit der B16 vergleicht.
Was kann eine Seilbahn zum ÖPNV beitragen?
Die Seilbahn wäre im Fall ihrer Realisierung nur ein Baustein im öffentlichen Nahverkehr der Kreisstadt. Buslinien, die Anbindung des KEXI und von KelRide müssten so angepasst werden, dass der heutige Busbahnhof am Wöhrdplatz zum Dreh- und Angelpunkt für den ÖPNV ausgebaut wird. Die Lage dieses aufgewerteten Knotenpunktes wäre für die Anbindung der Altstadt ideal.
Die Machbarkeitsstudie prüft mögliche Endstationen und Zwischenhalte, um frequentierte Punkte möglichst gut anzubinden und hat dabei das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Blick. Ein großer Vorteil der Seilbahn ist der Wegfall von festen Abfahrtszeiten, da man einfach in die nächstmögliche Kabine einsteigen kann und von A nach B kommt. Auch zu Stoßzeiten bewährt sich eine Seilbahn, das zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus den Bergen. In Kelheim sind die Kombination der unterschiedlichen Verkehrsmittel sowie Faktoren wie Barrierefreiheit und Fahrradfreundlichkeit wichtige Punkte, die eine Seilbahn bedienen muss.
Was passiert mit anderen Buslinien, die nach bzw. durch Kelheim verlaufen?
Der Verlauf der Buslinien wird immer wieder auf seine Praxistauglichkeit geprüft. Dazu werden Ein- und Ausstiegszahlen an Bushaltestellen ermittelt und Menschen nach ihren Fahrzielen befragt. Im Zuge eines Seilbahnbaus würden die Buslinien angepasst und ggf. in ihrem Streckenverlauf verändert, sodass möglichst viele Menschen möglichst einfach an ihr Ziel kommen. Die Machbarkeitsstudie betrachtet in diesem Kontext mögliche Zwischen- und Endstationen einer Seilbahn sowie deren Anbindung an die bestehende Verkehrsinfrastruktur. Letztlich trägt die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsmittel untereinander zu einem guten und attraktiven Angebot bei.