Seit ihrer Erfindung im dritten vorchristlichen Jahrhundert hat die Orgel eine für ein Musikinstrument beispiellose technische, musikalische und kulturhistorische Entwicklung durchgemacht. Das Konzept des Orgelmuseums in der Franziskanerkirche Kelheim möchte in seinem weit gespannten Präsentationsansatz dieser außerordentlichen Vielfalt der Orgel Rechnung tragen.
Das Kelheimer Orgelmuseum versteht sich deshalb nicht allein als Technikmuseum, sondern vielmehr als kulturhistorische Einrichtung, die sich sowohl an ein organologisches Fachpublikum, als auch an interessierte Laien richtet. Hauptinhalte der Ausstellung bilden so, neben der technischen Seite der Orgel, ihre musikalische, geschichtliche und kulturelle Bedeutung.
Lage und Geschichte des Hauses
Das Orgelmuseum befindet sich in der 1471 errichteten ehemaligen Franziskanerkirche. Zum Museumskomplex gehören neben der großen spätgotischen Bettelordenskirche noch Teile des angrenzenden Kreuzgangs sowie die benachbarte kleinere, im Kern noch romanische, Michaelskirche. Dieses einmalige Ensemble befindet sich direkt unterhalb der Befreiungshalle. Das Orgelmuseum steht so in engstem Kontakt zu den berühmten Sehenswürdigkeiten Kelheims: der Befreiungshalle, dem Donaudurchbruch und dem Ludwig-Donau-Kanal.
Nach dem Verbot des Franziskanerordens erfolgte 1803 die Säkularisierung der Gebäude, die in der Folgezeit als Brauerei genutzt wurden. 1881 gelangten die Bauwerke schließlich in den Besitz der Kirchenstiftung Mariä Himmelfahrt. Im Zuge einer Generalsanierung in den Jahren 1992 - 1997 konnte ab 1996 - auf Initiative von Landeskonservator Dr. Sixtus Lampl - mit dem Aufbau des Orgelmuseums begonnen werden. Träger der Einrichtung ist ein gemeinnütziger Verein, dem inzwischen auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem politischen und kulturellen Leben beigetreten sind. Die offizielle Eröffnung mit Festgottesdienst und Festakt erfolgte am 14. Mai 2006.
Für das Orgelmuseum ist es ein Glücksfall, dass es seine Sammlung in einer Kirche präsentieren kann - an dem Ort, mit dem die Orgel in unserer Gesellschaft am engsten verbunden ist.
Die Sammlung
Das Museum verfügt zurzeit über vier historische Denkmalorgeln aus dem niederbayrisch-oberpfälzischen Raum, die in das 19. und beginnende 20. Jahrhundert datiert werden. Die Instrumente wurden dem Museum von dem bayerischen Landeskonservator Dr. Sixtus Lampl aus seiner Sammlung überlassen. Die Werke sind vollständig restauriert und voll funktionsfähig. Bei Führungen und Konzerten besteht die Möglichkeit, die Orgeln nicht nur zu besichtigen, sondern auch anzuhören. Da zwei Instrumente auf dieselbe Tonhöhe gestimmt wurden, können auch Kompositionen für zwei Orgeln aufgeführt werden. Von den Denkmalorgeln existiert bereits eine CD-Einspielung mit Werken von Piazza, Gabrieli, Rheinberger, Wagner u. a. Interpreten sind Heidrun Hensel und Klemens Schnorr.
Zu den vom Besucher besonders gut angenommenen Ausstellungsstücken zählen die vom Museum eigens bei der Orgelbaufirma Schober (Plattling) in Auftrag gegebenen Funktionsmodelle. Die drei Modelle ermöglichen selbst nicht vorgebildeten Gästen einen Einblick in die Grundbegriffe des Orgelbaus.
Audioführung und Hörstationen
Ein wichtiger Punkt der Planung war die Erstellung einer Audioführung, die bei größeren Ausstellungs- und Museumsbetrieben bereits zum Standard gezählt werden darf, bei einem Museum dieser Größenordnung aber eher ungewöhnlich erscheint. Hier ist es gelungen, eine interessante Mischung von Zusatzinformationen und Tonbeispielen zusammenzustellen, die es auf unterhaltsame Weise erlaubt, über die Schautafeltexte hinaus tiefer in bestimmte Inhalte einzusteigen. Mittels des Audio-Guides können so auch Musikbeispiele - aus unterschiedlichen Epochen und an verschiedenen Orgeln aufgenommen - angehört werden, die von international renommierten Interpreten eingespielt wurden. Die ausgestellten und die auf den Schautafeln vorgestellten Instrumente können so auch akustisch erlebt werden. Der Audio-Guide ist in deutscher und englischer Sprache erhältlich.
Lademöglichkeit für E-Bikes vorhanden.